Monokulturen
Kartoffeln und Äpfel weisen die größte Sortenvielfalt innerhalb ihrer jeweiligen Art auf: es gibt mehr als 5.000 Kartoffel- und 20.000 Apfelsorten. Vor allem in westlichen Industrieländern wird jedoch nur ein kleiner Teil dieser Vielfalt für die breite Masse produziert. Dass Supermarktregale irgendwann wieder die Sortenvielfalt der Natur widerspiegeln, ist jedoch sehr unwahrscheinlich.
Denn eine einheitliche Sorte ist in der landwirtschaftlichen Produktion billiger und einfacher in der Handhabung. Gleichzeitig sind Monokulturen anfälliger für Schädlinge, die sich schneller verbreiten können, wenn alle Pflanzen gleich sind. In der Konsequenz müssen Pestizide und Unkrautvernichter eingesetzt werden. Mischkulturen kommen mit deutlich weniger Pestiziden aus und sind weniger anfällig für die Verbreitung von Schädlingen. Sie sind zwar arbeitsintensiver, aber auch ertragreicher, wie Wissenschaftler in einer Langzeitstudie nachgewiesen haben.
Die Vorteile scheinen für die Landwirtschaft nicht zu überwiegen: Seit 1900 ist die Sortenvielfalt um 75 Prozent zurückgegangen, schätzt die FAO. Der Agrarreport 2017 des Bundesamtes für Naturschutz, eine Bestandsaufnahme der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft, schlägt ebenfalls Alarm: die Artenvielfalt etwa von Insekten auf Feldern gehe zurück, ebenfalls die Diversität der Ökosysteme und auch das Ausmaß der Grünflächen schrumpfe. Wenn sich die Art und Weise, mit der Landwirtschaft betrieben wird, nicht ändere, wird Deutschland seine selbst gesetzten Ziele zur biologischen Vielfalt nicht erreichen. "Die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) der Europäischen Union sowie die nationale Agrarpolitik leisten auch nach der letzten Reform 2013 keinen substanziellen Beitrag, um dem anhaltenden Verlust der biologischen Vielfalt wirksam entgegenzutreten", so die Wissenschaftler. "Die Befunde verdeutlichen, dass es nur mit einer grundlegenden Neuausrichtung der europäischen und nationalen Agrarpolitik gelingen kann, den dargestellten Problemen effektiv zu begegnen."
Spektrum erklärt die Geschichte der Monokultur und warum sich Mischkulturen doch lohnen.
Der Agrarreport 2017 skizziert den aktuellen Stand der biologischen Vielfalt in der Landwirtschaft.