Supermarktketten
Tante-Emma-Läden gibt es heute kaum mehr. Die kleinen Geschäfte verkauften Brot, Milch, Seife und Schnürsenkel – einfach alles, was man für den täglichen Bedarf so brauchte. Die Verkäufer saßen damals nicht an piepsenden Kassen, sondern hießen Krämer und wogen und verpackten alles selbst. Verdrängt wurden die Kramerläden von Supermärkten, großen modernen Einkaufszentren mit mehr Auswahl und Sonderangeboten.
Mit der Zeit wuchsen immer mehr Einzelhandelsunternehmen aus dem Boden und heute erreicht fast jeder im Schnitt innerhalb von zehn Minuten mit dem Auto mehrere Supermärkte. Es wirkt, als hätten Kunden die Auswahlmöglichkeit zwischen vielen verschiedenen Läden. Doch der Schein trügt. In Wahrheit verteilt sich die Marktmacht auf einige wenige Supermarktketten.
Erst kürzlich sorgte die Übernahme der Kette Kaiser's Tengelmann durch Edeka und Rewe für Diskussionen. Die Monopolkommission und das Bundeskartellamt warnten vor einer Fusion, weil die Vormachtstellung von Edeka dadurch weiter anwachsen würde. Der Branchenführer Edeka erhielt am Schluss eine Sondergenehmigung von Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Die vier Großkonzerne Aldi, Edeka (mit Netto), Rewe (mit Penny) und die Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) dominieren derzeit mit insgesamt 85 Prozent den deutschen Markt. Das hat nicht nur Auswirkungen darauf, welche Produkte in den Regalen stehen und wie viel sie kosten, sondern auf die komplette Lieferkette und die Hersteller der Produkte. Als Monopole können die Supermarktketten die Preise drücken und die Verhandlungsmacht von Landwirten schmälern. Das kann schlechte Arbeitsbedingungen und Armut zur Folge haben.
Da die meisten westlichen Staaten mit Supermarkt-Filialen gesättigt sind, konzentrieren sich die Unternehmen nun auf Länder wie Indien, Indonesien oder Nigeria. Für die großen Händler sind Schwellen- und Entwicklungsländer zu strategischen Märkten geworden. Oft erleichtern die dortigen Regierungen sogar den Bau von Filialen und deregulieren ihre Investitionsvorschriften, um internationale Konzerne anzulocken. Traditionelle Geschäfte und Märkte müssen den Einkaufszentren weichen. Zwar profitieren sie anfangs noch von den neuen Ketten, da diese ihre Waren zunächst von lokalen Händlern beziehen, in der Regel wechseln sie aber bald zu wenigen Vorzugslieferanten. Kleine lokale Produzenten werden dann von den Lieferketten ausgeschlossen.
Interview mit Justus Haucap:
Was macht die Deutschen Discounter einzigartig?
Wie können Discounter so günstig sein?
Was macht die deutschen Discounter im Ausland so erfolgreich?
Was bedeutet es für den Einzelhandel, wenn es so viele Discounter gibt?
Konzernatlas der Heinrich-Böll-Stiftung zum Download.
Spiegel Online zeigt die Heimat der Handelsriesen: