{'de': 'Staatenbildung'}
Während wir uns heute nur fragen, was wir wann und wo essen, galt für unsere Vorfahren vor allem die Frage: Gibt es heute überhaupt Essen? Die Antworten beeinflussten zwischenmenschliche Beziehungen, Kultur, Religion und Staatenbildung.
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\nWährend nomadische Lebensweisen kaum Überproduktion aufweisen können und daher anfälliger für Dürren sind, selten Landbesitz oder Staat entwickeln, schaffen Ackerbau und damit einhergehende Sesshaftigkeit stabilere Verhältnisse: Überproduktion ermöglicht größere Gesellschaften mit Arbeitsteilung und Lagerung für Notfälle.
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\nBanden konnten als Vorläufer von Reichen und Staaten Steuern erheben. Je leichter die Nahrungsmittel geteilt und gelagert werden konnten, desto eher eigneten sie sich für diese Steuern. Wurzelgemüse wie Yams war daher von Nachteil für eine Staatenbildung, Getreidearten jedoch von Vorteil. Besonders der Einzug der Eisenzeit vereinfachte dieses System abermals. Dem Volk der Soninke brachte sie etwa nicht nur landwirtschaftliche Geräte, sondern auch Waffen, mit deren Hilfe sie ihre schwächeren, aber landwirtschaftlich produktiveren Nachbarn um Nahrung in Form von Steuern erpressen konnten. Dies führte schließlich zum alten Reich von Ghana auf dem Gebiet des heutigen Mali, das beinahe 500 Jahre bestand (750 bis 1240 n.C.).
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\nDie negativen Folgen einer Gesellschaftsaufteilung nach Produktionstypen zeigt der Fall der Hutu und Tutsi. Etwa im 14. Jahrhundert wanderten die Tutsi, ein Volk von Viehhirten in das Gebiet der Hutu-Bauern ein, die überwiegend Ackerbau betrieben. Mit Waffen- und Wirtschaftskraft unterwarfen die Tutsi die alteingesessene Gesellschaft und etablierte ein Feudalsystem, in dem Viehbesitzer die Elite bildeten. Dennoch war das System durchlässig: Wer sein Vieh verlor, wurde degradiert, wer Reichtum erlangte, stieg auf. Die Gruppen vermischten sich zu einer gemeinsamen Gesellschaft. Diese wurde erst durch die Kolonialherrschaft der Deutschen wieder grundlegend – und zum negativen – verändert. Diese zogen starre Grenzen zwischen Hutu und Tutsi, zählten dafür, wer wieviele Rinder besaß. Wiederbelebten eine alte Entstehungslegende der beiden Völker und stattete die Tutsi als „Elite“ mit Rechten aus, die sie den Hutu verwehrte. Das System der Ungleichheit verschärfte sich und führte Jahrzehnte später zum Völkermord.
'}Wie Nahrung die Machtverhältnisse der Khoikhoi prägte: S. 4 bis 7.
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Kulturkontakt verändert Essgewohnheiten und veränderte Essgewohnheiten beeinflussen unsere Kultur. Ein interview mit dem Ernährungssoziologen Daniel Kofahl über den Clash of Food Cultures (Download).