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Äpfel aus Neuseeland, Weizen aus Tschechien, Tomaten aus Spanien und Rindfleisch aus Argentinien: Bis das Essen auf unserem Teller landet hat es oft einen sehr weiten Weg hinter sich. Eine globale Nahrungs- und Lieferkette ermöglicht zwar auch im Winter Erdbeeren essen zu können, schafft aber auch Abhängigkeit. Derzeit sind 16% der Weltbevölkerung auf importierte landwirtschaftliche Produkte angewiesen – bis 2050 wird dieser Anteil aufgrund des Bevölkerungswachstums stark steigen: Forscher schätzen, dass dann die Hälfte der Menschheit (51%) nicht mehr über Nahrungsmittel aus ihrem eigenen Land versorgt werden kann. Das hat zwei Kehrseiten: Auf der ökonomischen werden in einem solchen Szenario Länder abgehängt, die wirtschaftlich nicht stark genug sind, um ihre eigene Produktion anzukurbeln oder ausreichend Importe finanzieren zu können. Die Konsequenz: Für 1,3 Milliarden Menschen kann dann keine Ernährungssicherheit mehr gewährleistet werden.
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\nDie zweite Kehrseite ist der Effekt solcher globaler Lieferketten auf das Klima – und umgekehrt. Mit der Länge der Lieferkette steigt der CO2-Fußabdruck des Produktes: Ein Apfel aus Neuseeland kann deswegen zwar ein Bio-Prädikat haben, aber gleichzeitig ein ökologisches Desaster sein. Um die CO2 Emissionen eines Produktes abzuschätzen, wurden 1994 die "Food Miles" eingeführt, also die Distanz, die ein Produkt zurücklegt, bis es beim Verbraucher landet. Das Konzept stand seitdem immer wieder in der Kritik. Der Großteil der CO2 Emissionen entstehe bei der Produktion, so ein Argument der Kritiker, während auf den Transport nur rund 12 Prozent der CO2 Emissionen entfallen. Ein anderes Argument: Viel entscheidender als der Transportweg bis in den Supermarkt sei die sogenannte "last mile", der Weg vom Supermarkt zum Verbraucher. Denn während ein Laster voller Tomaten noch vergleichsweise klimafreundlich unterwegs ist, sind die Verbraucher selbst, die einzeln mit ihren Autos zum Supermarkt kommen, um ein vielfaches klimaschädlicher.
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\nDas Gegenmodell, die Lieferketten so kurz wie möglich zu halten, hat allerdings auch seine Haken. Zum einen seien die Exportländer, aus denen wir die Nahrungsmittel beziehen, wirtschaftlich darauf angewiesen – würden wir abrupt damit aufhören, würden wir die Wirtschaft dort aus dem Gleichgewicht bringen und beispielsweise Hunger verstärken. Und lokale Produktion ist nicht zwingend ökologisch besser: Denn ein Bio-Apfel aus Brandenburg hat zwar einen kürzeren Weg in einen deutschen Supermarkt als ein neuseeländischer; im Zweifel muss er aber gelagert und gekühlt werden, was auch Energie kostet und damit CO2 Emissionen verursacht.
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\nNeben den CO2 Emissionen, die den Klimawandel ankurbeln, sind lange Lieferketten auch anfällig für die Folgen des Klimawandels – wir haben uns selbst einen Feedback-Loop geschaffen. Stürme, Überschwemmungen, lang anhaltende Trockenheit in vermeintlich entfernten Teilen der Welt wirken sich auf unser Angebot im Supermarkt aus. Bislang funktioniert die Lebensmittellogistik in unseren Industrieländern so effizient, dass der Ausfall einer Kette über eine andere kompensiert werden kann.
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