{'de': 'Verdauung'}
Das leckere Essen zu Energie und Nährstoffen für unseren Körper zu verwandeln ist das Ziel des Verdauungsprozesses. Der findet tatsächlich nicht nur im Magen statt, sondern auf dem gesamten Weg vom Mund bis zum Schließmuskel. Unser Körper setzt dabei eine Reihe unterschiedlicher Werkzeuge ein, um das meiste herauszuholen: Mechanische Zerkleinerung durch Zähne, chemisches Zersetzen durch Magensäure, biologische Verwertung durch Bakterien im Darm. Gerade dieser letzte Teil des Weges hat besonders großen Einfluss auf unsere Gesundheit und Ernährungsweise. Denn wir ernähren de fakto nicht nur unseren Körper, sondern eigentlich auch die Bakterien in uns. Und die sind mächtig – nicht nur durch ihre schiere Anzahl, wobei die allein schon beeindruckend ist: In einem Gramm Darminhalt gibt es mehr Bakterien, als Menschen auf der Welt leben. Mindestens 160 verschiedene Bakterienarten beherbergt der menschliche Verdauungstrakt. Jede einzelne Art arbeitet daran, unterschiedliche Nährstoffe aus dem Essen herauszulösen und für unseren Körper zugänglich zu machen oder alles Nicht-Verwertbare weiter zu zersetzen.
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\nSo bestimmt die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft in unserem Darm, welches Essen wir gut verdauen können. Umgekehrt bestimmt unser Essen aber auch, welche Bakterien in unserem Darm leben. Ein lebenslanges Wechselspiel also. Bei unserer Geburt ist der Darm noch steril, mit unserer ersten Nahrung – Muttermilch oder Flaschenmilch – siedeln sich dann auch erste Bakterien an.
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\nÜber die Ausgewogenheit unserer Ernährung steuern wir auch auch die Vielfalt im Darm: bei zucker- und fetthaltiger Ernährung schränken wir die Bakterienvielfalt ein, Ballaststoffe aus Gemüse und Hülsenfrüchten steigern sie. Weil Bakterien sich sehr schnell vermehren können, kann sich auch die Zusammensetzung der Bakteriengemeinschaft zügig ändern: Schwankt jemand radikal von fleisch-basierter Ernährung auf eine vegetarische Diät um, ändert sich innerhalb von 24 Stunden auch die Bakteriengemeinschaft deutlich.
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\nDie Bakterien können auch mit steuern, was wir essen: Normalerweise schüttet unser Körper bestimmte Botenstoffe aus, wenn wir hungrig sind – ein Signal an unseren Körper zu essen. Manche Bakterien können Botenstoffe produzieren, die unseren eigenen Hunger-Botenstoffen sehr ähnlich sind. Das Hirn kann nicht unterscheiden, wer der Sender des Signals ist und versteht nur "Essen aufnehmen". In der Konsequenz essen wir dann meistens auch, weil uns die Bakterien erfolgreich vorgegaukelt haben es sein unser Körper und nicht sie, die nach Nahrung verlangen.
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\nEs gibt auch das umgekehrte Beispiel: Die Wand des Darmbakteriums E. coli besteht unter anderem aus Zuckermolekülen – unser Körper versteht "Zucker vorhanden, wir brauchen nichts Süßes zu essen". Weil E. coli deutlich besser als andere Bakterien ohne zusätzlichen Zucker auskommt, kann es sich dann gut im Darm vermehren und behält in der Bakteriengemeinschaft die Oberhand – und der Mensch bleibt langfristig schlank.
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\nDass die Bakterien im Darm weit über die Darmwand und das Thema Essen hinaus Einfluss auf unseren Körper haben, hat sich vor allem in den letzten Jahren gezeigt. Ein ganzer Forschungszweig widmet sich der "Gut-brain-Axis", der Verbindung zwischen den Bakterien im Darm und unserem Gehirn. So können die Bakterien beispielsweise Einfluss auf unsere Stimmung nehmen oder helfen unser Immunsystem trainieren. Gerade weil unser Verdauungssystem so einen weitreichenden Einfluss auf unser Wohlbefinden hat, ist es umso einschneidender, wenn es aus dem Gleichgewicht gerät.
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