Vorurteile
Vorurteile – ungeprüfte Meinungen oder Einstellungen zu Menschen oder Dingen – sind normal, dem Mensch eigen und geben Orientierung. Negative und emotionsgeladene Vorurteile lösen allerdings oft Probleme aus. Das zeigt etwa die große Zahl fremdenfeindlich motivierter Gewalt in Deutschland. 2017 richteten sich laut einer Studie der Amadeu Antonio Stiftung und Pro Asyl im Durchschnitt täglich vier Straftaten gegen Flüchtlinge oder ihre Unterkünfte.
Bei gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit nimmt jemand Menschen aufgrund ihrer zugewiesenen Zugehörigkeit zu einer sozialen Gruppe als „anders” oder „fremd” wahr und bewertet sie auch als minderwertig. „Ungleich” wird zu „ungleichwertig”. Eine Langzeituntersuchung der Universität Bielefeld beschäftigt sich mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit in Deutschland. Beate Küpper, die verantwortliche Wissenschaftlerin, hebt hervor, dass die „humane Qualität einer Gesellschaft sich im Umgang mit schwachen Gruppen” zeigt. Das zentrale Motiv, die Ungleichwertigkeit einer Gruppe aufrechtzuerhalten oder auszubauen, liegt letztlich im Bestreben „die Position der eigenen Gruppe abzusichern”, schreibt Küpper im Projektbericht. Unter gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit fallen in Küppers Studie Einstellungen von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit, Etabliertenvorrechten, Sexismus, Homophobie oder Antisemitismus sowie abwertende Haltungen gegenüber Obdachlosen, Menschen mit Behinderung oder Langzeitarbeitslosen. Die Ergebnisse zeigen, dass in den Jahren 2002 bis 2010 bei den jährlich 2.000 repräsentativ ausgewählten und befragten Personen Fremdenfeindlichkeit bis 2010 leicht zurückgegangen ist, danach ging der Trend wieder etwas nach oben: „Im Erhebungsjahr 2010 stimmten 49 Prozent der befragten Deutschen der Aussage ,Es leben zu viele Ausländer in Deutschland’ ,eher’ oder ‘voll und ganz’ zu (2002: 55 Prozent).” Die Einstellungen zu Rassismus hingegen stagnierten seit 2002 mit leicht abfallender Tendenz.
Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit wirkt abwertend und ausgrenzend. Oft bedienen sich Medien, Politiker oder ganz normale Bürger Vorurteilen und lösen damit Diskriminierung aus. Beispielsweise veröffentlichte die Bild-Zeitung kürzlich tendenziöse Schlagzeilen über die Sprachkompetenz von Flüchtlingen. AfD-Parteimitglieder nutzten die Gelegenheit sofort und verbreiteten die Nachricht weiter – die Richtigstellung der Fakten jedoch nicht.
Hier der Artikel von Bildblog über die tendenziösen Schlagzeilen.
Deutsche behandeln Migranten abhängig ihres Herkunftslandes unterschiedlich, erzählt ein Deutscher mit brasilianischen Wurzeln auf Zeit Online.