Soziale
Sicherheit
Soziale Sicherheit geht über das Wegfallen der Lebensbedrohung hinaus. Die Internationale Arbeitsorganisation hat neun Bereiche für soziale Risiken aufgestellt: Arbeitslosigkeit, Altern, Arbeitsunfall und Berufskrankheit, Berufsunfähigkeit, Mutterschaft, Familienlasten, medizinische Betreuung und Pflege, finanzieller Ausgleich für Hinterbliebene und Tod. Die Sozialpolitik eines Staates sollte Maßnahmen zur sozialen Absicherung anstreben. Beim 1966 verabschiedeten UN-Sozialpakt erkannten die Vereinten Nationen das Recht auf soziale Sicherheit als Menschenrecht an – allerdings gibt es keine internationale, allgemein verbindliche Festlegung des Begriffs.
Laut der 2014 erschienenen 7. Auflage des Standardwerks „Die Sozialstruktur Deutschlands” leben Migranten häufiger in niedrigeren sozialen Schichten als Einheimische. Nach Daten des Mikrozensus 2009 gehören 15 Prozent der Ausländer der Unterschicht in Deutschland an und bestreiten ihren Lebensunterhalt überwiegend durch staatliche Mindestunterstützung. Im Vergleich dazu sind nur sechs Prozent der Deutschen ohne Migrationshintergrund auf staatliche Mittel angewiesen. Deutschland gehört zu den 15 wichtigsten Einwanderungsländern der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD). Es belegt nach einem europäischen Vergleich von 2010 gemeinsam mit Luxemburg den ersten Platz im Ranking zur „Statuskluft” zwischen Einheimischen und Migranten dieser OECD-Länder. Die Kluft spiegelt versäumte Integrationsmaßnahmen in der früheren Migrationspolitik wider, welche bis zum Ende des 20. Jahrhunderts durch Begrenzungspolitik und unter steigendem Zuwanderungsdruck nicht in die Zukunft gerichtet war. Erst mit dem Regierungswechsel von Helmut Kohl zu Gerhard Schröder im Herbst 1998 sah die deutsche Politik ein, dass das Land ökonomisch und demografisch von Migration profitiert und Integration für die Gesellschaft wichtig ist.
Interview mit Elisabeth Scheibelhofer:
Wie kann ein persönliches soziales Sicherheitsgefühl wissenschaftlich erhoben werden?
Weitere Interviewteile mit Elisabeth Scheibelhofer hier.
Interview mit Olaf Kleist:
Ist nachweisbar, dass Migranten im Ankunftsland auf niedrigerem Niveau leben als im Herkunftsland?