Geschichte
Vom Auswanderungs- zum Einwanderungsland: Deutschland hat eine turbulente Migrationsgeschichte. Bis ins 19 Jahrhundert dominierte die Auswanderung – im Gebiet des heutigen Deutschlands sorgten Bevölkerungswachstum, Massenarbeitslosigkeit, religiöse Konflikte und Kriege für Unruhen, viele Menschen verließen ihre Heimat in Richtung Amerika und Osteuropa. Nach der Gründung des deutschen Reiches und der Industrialisierung wurden zunehmend Arbeitskräfte benötigt; neben den sogenannten “Ruhrpolen” (polnischen Arbeitern aus den preußischen Gebieten) gab es 1914 noch 1,2 Millionen Wanderarbeiter und während der Weltkriege Zwangsarbeiter aus besetzten Gebieten und gefangenen Soldaten.
Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges wurden 8,5 Millionen Menschen als Zwangsarbeiter verschleppt, weitere sechs Millionen deportiert und ermordet. Aus Deutschland selbst flohen während der NS-Zeit Juden und politische Gegner, später zunehmend vom Krieg betroffene Menschen. Das Ende des Zweiten Weltkrieges löste eine weitere Migrationsbewegung aus – durch die Grenzveränderungen wurden 12 Millionen Deutsche und zwei Millionen Polen und Ukrainer vertrieben. In der allierten Besatzungszone kommt es damit zu einem deutlichen Bevölkerungszuwachs. Durch das Wirtschaftswunder der Nachkriegszeit wurden in Westdeutschland weitere Arbeitskräfte benötigt; es kam zu den Gastarbeiterabkommen, zunächst in Süd- und Osteuropa, dann mit der Türkei, Tunesien und Marokko. Auch die DDR warb Gastarbeiter an, etwa aus Polen, Vietnam und Mosambik. Auch zwischen West- und Ostdeutschland kam es zu Migrationsbewegungen – aus politischen, familiären und wirtschaftlichen Gründen wanderten eine halbe Million Menschen in die DDR und etwa drei Millionen Menschen in die Bundesrepublik ein.
Nach der Wiedervereinigung wurde 1990 das Schengener Abkommen beschlossen, das die Freizügigkeit innerhalb der EU vorsieht. Dazu kamen Aussiedler, also Menschen, die in osteuropäischen Staaten lebten, aber deutsche Wurzeln hatten und nach Deutschland ausreisen durften, sowie Asylbewerber, deren Anzahl nach dem Fall des Eisernen Vorhangs zunahm. 1993 kam es zum sogenannten Asylkompromiss – dieser schränkte die Chancen auf erfolgreiche Asylanträge unter anderem durch eine Grundgesetzänderung deutlich ein.
Interaktive Grafik über Migration von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung:
Der Mediendienst Integration geht auf die Migrationsbewegungen in Deutschland ein.
Ein Interview über Integration mit einem Historiker in der Süddeutschen Zeitung.