Auswirkung von Migration
Steigende Kriminalität, Rechtsruck in den Demokratien, wachsende wirtschaftliche Ungerechtigkeit: Die vermeintlichen Konsequenzen von Migration sind – zumindest in der Argumentation von flüchtlingsfeindlichen Parteien – meist negativ. Die Realität hingegen ist vor allem weniger drastisch und hält zugleich auch positive Folgen für die Zielländer bereit.
Nicht von der Hand zu weisen sind die Kosten, die eine Flüchtlingswelle wie die von 2015 in einem Land wie Deutschland verursacht: rund 22 Milliarden Euro jährlich (gemessen an den Kosten in 2016 und 2017) für die Bewältigung der Flüchtlingskrise. Das beinhaltet Essen, Kleidung und Unterbringung von Asylsuchenden, genauso wie Kosten für Registrierung und Erstaufnahme sowie Sprachkurse, aber auch die Bekämpfung von Fluchtursachen und humanitäre Hilfe in Krisenregionen. Diese Summe ist zwar nicht gerade klein, aber auch keine, die das wirtschaftsstärkste Land der Europäischen Union nicht stemmen könnte – die „schwarze Null” hat der deutsche Bundeshaushalt 2016 nämlich trotz dieser Ausgaben geschrieben.
Auch richtig ist, dass die aufgenommenen Flüchtlinge kurzfristig eine Mehrbelastung für die Sozialsysteme sind. Laut einem Lagebericht des Statistischen Bundesamtes von November 2017 hat die Arbeitslosigkeit von Staatsangehörigen aus nicht-europäischen Asylherkunftsländern um 7,8 Prozent (oder 13.000 Personen) zugenommen und der Leistungsbezug nach SGB II um 75 Prozent (das entspricht 398.000 Personen mehr).
Das ist allerdings nichts, vor dem Deutschland sich scheuen sollten, schreiben Ökonomen. Im Gegenteil: Vor der Flüchtlingskrise kam eine Studie der Bertelsmann-Stiftung 2013 zu dem Schluss, dass Deutschland sogar Zuwanderung – auch aus Drittländern – benötigt, um langfristig stabil zu wachsen, die Sozialsysteme aufrecht zu erhalten und dem demografischen Wandel entgegenzuwirken. Bereits in der Vergangenheit haben Zuwanderer dazu beigetragen, langfristig Gewinne für den Sozialstaat einzufahren, sobald sie in den Arbeitsmarkt eintreten. Im Vergleich zum Vorjahr sind laut des Lageberichts inzwischen 56 Prozent (oder 92.000 Personen) mehr in einem Beschäftigungsverhältnis.
Wie schnell die Menschen den Absprung aus dem Sozialsystem schaffen und Teil des Arbeitsmarktes werden, ist am Ende eine Frage von Integration.
Das Statistische Bundesamt analysiert sachlich, wie sich Migration auf den Arbeitsmarkt und Sozialsysteme Deutschlands auswirkt.
Branko Milanovic, ehemaliger Ökonom an der Weltbank und Professor an der City University of New York, schreibt in einem Blogpost über Wirtschaft und Migration.
Thomas Straubhaar führt in einem Kommentar in der Welt aus, dass alle Seiten die Auswirkung von Migration überschätzen.
Die Welt gibt einen Überblick über die Kosten zur Bewältigung der Flüchtlingskrise.