Notfallpläne
1999 veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation WHO ein Dokument mit Leitlinien für zukünftige Grippe-Pandemien. Diese Leitlinien sollten Politiker und Mediziner dabei helfen, auf eine Pandemie zu reagieren. Deutschland hat 2005 einen ersten nationalen Pandemieplan ausformuliert – als Reaktion auf die Ausbreitung von SARS 2003. Seitdem wird der Plan regelmäßig angepasst. Und da das deutsche Gesundheitssystem föderal aufgebaut ist, existieren in jedem Bundesland eigene Pandemiepläne. Diese nutzen regionalen und kommunalen Behörden, um direkt vor Ort tätig zu werden. Das Infektionsschutzgesetz schafft den rechtlichen Rahmen für den Pandemieplan.
Der Nationale Pandemieplan dient vor allem dem Schutz der Gesundheit. Er beschreibt Maßnahmen, um die Infektions- und Sterberate zu verringern. Bei schweren Pandemien sorgt er auch dafür die Produktion, Versorgung und den Verkehr sicherzustellen. Außerdem sieht der Pandemieplan vor, die Öffentlichkeit über die potenziellen Gefahren einer Pandemie und entsprechende Schutzmaßnahmen zu informieren.
Der Nationale Pandemieplan gilt, solange es noch keinen Impfstoff gegen das Virus Sars-CoV-2 gibt. Ziel ist es die Ausbreitung zu verlangsamen. Denn je langsamer sich das Virus verbreitet, desto mehr Zeit bleibt für die Forschung und die Entwicklung eines Impfstoffes, um antivirale Medikamente zu besorgen, und um Kapazitäten in Kliniken zu erhöhen.
Nach Vorbild der WHO beschreibt der Nationale Pandemieplan vier globale Pandemiephasen, denen entsprechende Maßnahmen zugeordnet werden.
- Interpandemische Phase: Der Zeitraum zwischen zwei Grippe-Pandemien.
- Alarm-Phase: Erste Erkrankungen, die durch ein neuartiges Virus hervorgerufen werden, wurden identifiziert. Auf lokaler und nationaler Ebene wird das Risiko durch das neue Virus eingeschätzt. Die Bevölkerung wird sensibilisiert, besonders über erste Schutzmaßnahmen wie richtige Händehygiene.
- Pandemische Phase: Erkrankungen durch das neue Virus breiten sich global aus. Die Ausbreitung wird durch kontaktreduzierende Maßnahmen eingedämmt. Infektionsketten werden nachverfolgt, Risikogruppen werden identifiziert und über Gefahren aufgeklärt. Mediziner beschaffen antivirale Medikamente, Forscher suchen nach einem geeigneten Impfstoff. Das Gesundheitssystem stellt sich darauf ein, Infizierte möglichst schnell zu behandeln. Nicht notwendige Operationen werden abgesagt, um Ressourcen zu schonen. Kurkliniken werden geschlossen, um neue Kapazitäten zu schaffen. Auch die Nachbarschaftshilfe ist ein wesentlicher Teil, um die Folgen der Pandemie zu reduzieren.
- Übergangsphase: Wenn sich die globale Risikoeinschätzung entspannt, werden die eingeleiteten Maßnahmen nach und nach zurückgefahren.
Hier gibt es den ersten Teil des Nationalen Pandemieplans zum nachlesen: Strukturen und Maßnahmen.
Im November 2020 haben der Deutsche Ethikrat, die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina und die Ständige Impfkommission ein Positionspapier veröffentlicht, wie der Zugang zu einem Impfstoff in Deutschland geregelt werden könnte. Oder anders gesagt: Wer könnte bei Impfungen priorisiert werden?