{'de': 'Corona-Warn-App'}
Die Corona-Warn-App der Bundesregierung wurde am 16. Juni freigeschaltet. Das Ziel: Kontaktpersonen von Infizierten ausmachen, sie isolierien und somit Infektionsketten unterbrechen. Bisher wurde diese Arbeit von den Gesundheitsämtern per Hand gemacht, sogenannte Tracing-Apps sollen den Vorgang automatisieren und beschleunigen. Allerdings: Die App liefert nur Hinweise auf mögliche Ansteckungen und Infektionsketten, die dann weiter geprüft werden müssen.\xa0
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\nVia Bluetooth erfasst die Corona-Warn-App Smartphones in der Nähe, auf denen auch diese App installiert ist. Die Geräte tauschen dann untereinander Zeitstempel und bestimmte Zahlenfolgen, sogenannte IDs, aus. Hat sich ein App-Nutzer mit dem Coronavirus infiziert und gibt das auch in die App ein, erhalten alle Personen, die sich in der Nähe des Betroffenen aufgehalten haben, eine Benachrichtigung.\xa0
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\nDie Entfernung zwischen zwei Geräten, also der Kontakte, wird durch Bluetooth Low Energy (BLE) ermittelt. Bluetooth-Signale können nur bei einer Distanz von bis zu zehn Metern empfangen werden. Je nach Smartphone unterscheidet sich die Stärke des BLE-Signals, das Signal wird durch Hindernisse wie Hosen- und Handtaschen, Wände oder Glasscheiben beeinflusst. Die Entfernung zwischen zwei Geräten kann also nicht genau angegeben werden. Das ist aber auch nicht nötig, erklärte das Software-Unternehmen SAP gegenüber der SZ. SAP war gemeinsam mit der Telekom an der Entwicklung der App beteiligt. Entscheidend sei, ob der Abstand über oder unter zwei Metern betrage. Auch anhand der Dauer des Kontakts berechne die App ein Infektionsrisiko, so SAP.\xa0
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\nDie Nutzung der App ist freiwillig, betonte die Bundesregierung in der Vergangenheit immer wieder. Gleichzeitig ist klar: Je mehr Bürger die App nutzen, desto erfolgreicher ist die Nachverfolgung von Infizierten. Forscher der Universität Oxford haben berechnet, die Pandemie können gestoppt werden, wenn 60 Prozent der Bevölkerung eine Tracing-App nutzen. Allerdings könne auch schon bei niedrigeren Nutzungszahlen die Ausbreitung des Virus eingedämmt werden. Die Weltgesundheitsorganisation WHO argumentiert, eine Tracing-App könne nur Teil einer Gesamtstrategie sein.\xa0
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\nIn den vergangenen Wochen stand vor allem der Datenschutz der deutschen Tracing-App im Vordergrund. Bei der App werden keine Geodaten erhoben, sodass keine Bewegungsprofile der Nutzer erstellt werden können. Außerdem werden die IDs, die zur Identifizierung der Nutzer erstellt werden, regelmäßig wechseln. Dadurch sollen die IDs nicht einfach auf Personen zurückzuführen sein und eine gewisse Anonymität garantieren.
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\nNachdem der ursprüngliche, zentrale Ansatz der der App massiv kritisiert wurde, folgte die Bundesregierung einem dezentralen Ansatz. Während beim zentralen Ansatz alle Daten an einen Server geschickt werden, werden bei einer dezentralen Lösung die die Daten temporär auf dem Gerät der Nutzerinnen gespeichert. Im Infektionsfall wird auch nicht die gesamte Liste der “getroffenen” IDs an einen Server geschickt, sondern nur ein so genannter Seed Key. Aus diesem geheimgehaltenen Seed Key lassen sich dann die temporären IDs ableiten, die die Nutzer bei Kontakt austauschen – und werden anschließend über den Infektionsfall informiert. Wer diese Nachricht der App erhält, soll sich dann in Quarantäne begeben und sich testen lassen.
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\nDie App der Bundesregierung soll auch mit Apps anderer EU-Ländern kompatibel sein. Bis Ende des Jahres 2020 soll sie mit 16 anderen Ländern vernetzt sein. Denn seit Aufhebung der Reisebeschränkungen Mitte Juni wird auch wieder mehr gereist. Allerdings können nur Daten dezentraler Apps ausgetauscht werden. Das bedeutet, mit der französischen App “Stop-Covid” wird die deutsche Corona-Warn-App eher nicht funktionieren, da die französische Variante einen zentralen Ansatz nutzt.
'}Die wichtigsten Fragen und Antworten zur digitalen Kontaktverfolgung gibt es bei netzpolitik.org.
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\nDie Süddeutsche Zeitung erklärt, was genau hinter Bluetooth Low Energy steckt.\xa0
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\nGrüne Justizminister fordern eine gesetzliche Grundlage für die Corona-App, berichtet Golem.
'}Stand: 20. Oktober 2020
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