{'de': 'Sonderweg
Schweden'}
Die schwedische Regierung begegnete der Corona-Pandemie zunächst mit einem liberalen Kurs: Die meisten Geschäfte, Restaurants und Cafés blieben geöffnet, ebenso Grundschulen und Kindergärten. Statt breiter Verbote setzt die Regierung auf Empfehlungen an die Menschen, zuhause zu bleiben, nicht zu reisen, Abstand zu halten.\xa0
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\nAber: Das öffentliche Leben ging auch hier nicht normal weiter. Die Grenzen zu den Nicht-EU-Nachbarn waren dicht, öffentliche Veranstaltungen von mehr als 50 Personen verboten, in Alten- und Pflegeheimen gilt ein Besuchsverbot. Universitäten sind geschlossen, für Schüler ab Klasse neun findet der Unterricht online und im Homeschooling statt.\xa0
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\nAnfangs sah es so aus, als könnte der schwedische Sonderweg eine Alternative zu strengen Regeln und Ausgangssperren sein – die Zahl der Neuinfektionen und der an oder mit dem Virus Verstorbenen waren gering. Im Mai erklärte deshalb Michael Ryan, Epidemiologe und Leiter des WHO-Notfallprogrammes, noch, Schweden sei ein Vorbild für den Weg aus der Krise: “Wenn wir eine ‘neue Normalität’ erreichen wollen, ist Schweden in vierlei Hinsicht ein Zukunftsmodell.”\xa0
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\nIm Juni zeigte sich ein anderes Bild: Auf 100.000 Einwohner kamen mehr als 50 Covid-19-Opfer. Als Erklärung wurden die vielen Infektionen in Altersheimen angeführt – etwa die Hälfte der Toten seien Pflegeheimbewohner, schreibt die BBC. Der schwedische Chefepidemiologe Anders Tegnell räumte gegenüber Medien ein, ein restriktiverer Weg sei wohl besser gewesen, gerade beim Schutz der Älteren sei man gescheitert. Angesichts der hohen Opferzahl unter den Senioren in Heimen wird deutlich, dass der Schwedische Weg nicht funktionierte, denn auch in anderen Ländern waren die meisten Opfer über 70 Jahre alt. Doch in anderen Ländern konnten die besonders gefährdeten Altersgruppen offenbar durch strengere Maßnahmen geschützt werden.
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\nDer Druck auf die Regierung wächst. Wissenschaftler kritisieren bereits im April in einem offenen Brief den liberalen Kurs. Es fehle die wissenschaftliche Grundlage dafür, heißt es in dem Schreiben, aus dem die Zeitung “Dagens Nyheter” zitiert. Auf Drängen der Opposition wird jetzt der schwedische Sonderweg untersucht. Durch einen Ländervergleich will eine Untersuchungskommission ermitteln, welche Strategien die Pandemie erfolgreich eingedämmt haben.\xa0
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\nIm Oktober änderte die schwedische Regierung ihren Kurs und kündige harte Maßnahmen an. Schweden sollen belebte öffentliche Orte wie Einkaufszentren, Museen oder Konzerte meiden, sowie öffentliche Verkehrsmittel und den Kontakt zu Personen mit erhöhter Infektionsgefahr. Damit passte das Land seine Corona-Strategie der seiner europäischen Nachbarn an. Allerdings sind keine Bußgelder vorgesehen, falls die Schweden sich nicht an die neuen Regeln halten.\xa0
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'}Quarks beantwortet alle wichtigen Fragen zur Covid-19-Strategie der Schweden.
'}Stand: 20. Oktober 2020
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