Türkei
Vor Kriegsausbruch war das Verhältnis zwischen Syrien und der Türkei ein gutes. Selbst zu Beginn des Krieges schickte Erdoğan noch Vertraute nach Damaskus, in der Hoffnung, Assad davon überzeugen zu können, die Aufstände zu deeskalieren. Erdoğan wollte Assad stabilisieren und gleichzeitig dafür sorgen, dass die Muslimbruderschaft wieder an politischem Einfluss in Syrien gewinnen kann. Da jedoch keiner der Vertrauten Assad von seinem gewaltsamen Weg abbringen konnte, wechselte Erdoğan Ende 2011 auf die Seite der Assad-Gegner und argumentierte für ein internationales Einschreiten in Syrien. Im Unterschied zu internationalen Akteuren wie den USA hat die Türkei jedoch ein anderes Verhältnis zu den übrigen Kriegsparteien: Der Kampf gegen den „IS“ zweitrangig für die Türkei – Assads Vorgehen habe den „IS“ erst möglich gemacht und es gelte, das Problem an der Wurzel zu beseitigen. Außerdem stuft die Türkei al-Nusra nicht als als Terrororganisation ein, sondern sehen in dem Al-Quaida-Abzweig einen möglichen Verbündeten, um Assad zu stürzen. Positiver Nebeneffekt: Al-Nusra könnte dann ein Gegengewicht zur kurdischen PKK und deren syrischen Zweig YPG bilden. Denn militärisch dafür zu sorgen, dass die YPG nicht an Einfluss gewinnt, ist ein wichtiges Ziel der Türkei. Seit Jahren versucht die PKK, einen kurdischen Staat unabhängig von der Türkei zu gründen, und agiert dazu auch aus syrischem Territorium heraus. Auch deswegen griff die Türkei von August 2016 bis März 2017 militärisch ein und sicherte einen Streifen an seiner Grenze.
Wie hat sich die Syrien-Strategie der Türkei entwickelt? Eine prägnante Nachzeichung von Foreign Affairs