Krieg und Humor sind zwei Dinge, die man nicht sofort miteinander in Zusammenhang bringt. Und doch ist Satire in Zeiten von Trauer, Leid und Angst ein Zufluchtsort für viele Menschen. Auch in Syrien hat sich eine Protestkultur herausgebildet, bei der Humor eine wichtige Rolle spielt. Zwei Beispiele.
Kafranbel – Das Protestdorf
In dem kleinen Dorf Kafranbel im Norden Syriens wurden Buntstifte zu Waffen. Waffen im Widerstandskampf gegen den Präsidenten Bashar al-Assad. Auf großen weißen Postern prangt der Staatsmann als Stinktier, aus dessen Hintern treten chemische Gase aus – als Anspielung auf die Giftgasangriffe. Auf einem anderen Blatt singt al-Assad der Welt seine Lügenmärchen vor. Die Karikaturen gingen durch die Medien, sie verbreiteten sich über Facebook und Twitter.
Was bewegt die Menschen in Kafranbel dazu, immer wieder aufs Neue mit selbstgemalten Bannern durch die Straßen zu ziehen? Ein Grund sei, dass es in Syrien keine freien Medien gebe, sagt Raed Fares, ein einheimischer Aktivist, in einem Interview mit Larissa Bender:
„Es ist zum Beispiel unmöglich, dass Journalisten die Demonstranten befragen, warum sie eigentlich auf der Straße sind, und dann die Antworten veröffentlichen. Deshalb mussten wir unsere Forderungen auf Papier, Karton oder auf Banner schreiben, die Banner fotografieren und die Bilder ins Netz stellen, damit Menschen im Ausland unser Anliegen verstehen.“
Masasit Mati – Mit Puppen gegen Assad
Ihren Sorgen Gehör verschaffen und den Westen auf ihre Not aufmerksam machen, wollte auch die syrische Künstlergruppe „Masasit Mati“. Mit ihrer regierungskritischen Puppenshow auf Youtube sind die Künstler international bekannt geworden. Beeshu ist die Hauptfigur von „Top Goon-Tagebücher eines kleinen Diktators”, wie die Videoreihe heißt.
Er ist eine hagere Pappmasché-Figur, mit spitzer Nase und großen Ohren. Die Ähnlichkeit mit dem syrischen Diktator ist unübersehbar. Präsident Assad wird in den Videos als fanatisch und brutal, aber auch als verletzlich und tollpatschig dargestellt. Im der ersten Folge liegt Beeshu in rosa Ringel-Pyjama im Bett und erwacht aus einem Albtraum: „Warum lieben mich die Syrer nicht mehr?”
Das ernste Thema mit Humor aufzubrechen, war den Künstlern wichtig. Die Menschen haben sich von Anfang an mit Lachen, Tanzen und Singen dem Tod entgegengestellt, sagt Rafat Alzakout, einer der Gründer der Gruppe in einem Interview mit Martina Sabra. „Die Menschen haben das Lachen als ein Instrument des Weitermachens, des Widerstandes entdeckt”, sagt Alzakout.
Für das Puppentheater entschied sich das Theaterkollektiv deshalb, weil die Mitglieder des Kollektivs dadurch ihrer Identität schützen konnten. Es ist strafbar, Witze über den syrischen Präsidenten zu machen. Für ihre Kritik an der syrischen Führung erhielten die Künstler Morddrohungen von Regime-Anhängern.
Deutschlandradio Kultur hat die Gruppe hier portraitiert.