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Braucht die EU eine eigene Armee? Die Befürworter argumentieren, dass es eine viel sinnvollere Nutzung der nationalen Ressourcen wäre, Anschaffungen besser aufeinander abzustimmen — zumal nationale Verteidigungsbudgets in der Regel ohnehin in den meisten Ländern einem Sparkurs unterworfen sind. Gleichzeitig haben gemeinsame Einsätze wie etwa im Kosovo gezeigt, dass ein gemeinsames Kommando Abläufe noch deutlich effizienter machen würde. Darüber hinaus hätte eine EU-Armee ebenfalls Signalwirkung: Nach innen würde sie das Zusammenhaltsgefühl stärken, nach außen würde die EU an Gewicht gewinnen, etwa gegenüber Russland und den USA. Das wird gleichzeitig auch zum Gegenargument: Man solle das Wohlwollen der USA nicht aufs Spiel setzen, indem man sie durch den Aufbau einer EU-Armee brüskiere. Weiteres Gegenargument ist, dass Mitgliedsstaaten etwas von ihrer Souveränität abgeben müssten — was sich nach derzeitigem EU-Recht nicht durchsetzen lässt. Außerdem befürchten Kritiker, dass eine EU-Armee nationale Doppelstrukturen zwar abbaue, aber gleichzeitig neue Doppelstrukturen zur NATO entstehen.
Im Juni 2016 legte die EU-Außenbeauftrage Federica Mogherini eine gemeinsame EU-Verteidigungsstrategie vor: Mitgliedsstaaten sollten in Fragen der Verteidigungspolitik stärker zusammenarbeiten. „Wir müssen als Europäer eine größere Verantwortung für unsere Sicherheit übernehmen. Wir müssen bereit und in der Lage sein, abzuschrecken, zu antworten und uns zu schützen gegenüber Aggressionen, Provokationen und Destabilisierung“, zitiert die Welt aus dem Papier. So sollen etwa die Verteidigungsausgaben enger abgestimmt werden.
Drei Monate später, im September 2016, legten die Verteidigungsminister Deutschlands und Frankreichs einen weiteren Vorschlag vor: Der sieht ein ständiges Hauptquartier und gemeinsame Einheiten für bestimmte Bereichen sowie ein gemeinsames Sanitäts- und Logistikkommando vor.
Das würde anschließen an das bereits bestehende Eurokorps, dem militärischen Hauptquartier von Deutschland, Frankreich, Belgien, Spanien und Luxemburg. Das Eurokorps steht auch anderen EU- und Nato-Staaten offen und kann Unterstützungseinheiten von insgesamt bis zu 60.000 Soldaten bereitstellen. Neben dem Eurokorps gibt es eine Reihe weiterer multinationaler Bündnisse: Etwa die sogenannte EU-Battlegroup für Krisenreaktionseinsätze (die aber noch nie im Einsatz waren) sowie die EUROMARFOR, eine europäische Marine, der aber zu Friedenszeiten keine Truppen zugeordnet sind.
Angesichts der Annektion der Krim, Unruhen in Nahost, der Flüchtlingskrise im Mittelmeer und zahlreichen weiteren Konflikten ist die EU gefragt seinen Bürgern Schutz zu bieten. Ein Schritt in diese Richtung ist PESCO, darüber hinaus arbeiten die Verteidigungsministerien eng über Card (koordinierte Jahresberichte, Abgleich der Haushalte, gemeinsame Bestellungen) zusammen. Eine europäische Armee nimmt zudem konkrete Formen an, seit die Briten, die sich solchen Vorstößen stets entgegengestellt hatten, den Brexit beschlossen haben. Insbesondere Frankreich und Deutschland treiben diese Vorhaben voran.
'}Sophia Besch vom CER über das Militär in Europa:\nhttps://app.kontextmaps.com/client/derkontext/476/media/default/04-Europa-Besch-04.mp4.mp4\nSophia Besch über gemeinsame Einsätze europäischer Militäreinheiten:\nhttps://app.kontextmaps.com/client/derkontext/476/media/default/04-Europa-Besch-06.mp4.mp4
'}Das Handelsblatt berichtet über das Entstehen einer europäischen Armee.
\nPro und Contra Argumente sowie offene Fragen zur EU-Armee, zusammengestellt von der Bundesakademie für Sicherheitspolitik.
\nDie Denkfabrik Centre for European Policy Studies hat 2015 die Wirtschaftlichkeit einer Europäischen Armee untersucht.
Vorschlag der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini, wie eine europäische Verteidigungsstrategie aussehen sollte