KKI (künstlich oder nicht?)
In den meisten Anwendungsbereichen von Künstlicher Intelligenz kann eine Maschine noch nicht zu 100 Prozent alle anfallenden Aufgaben übernehmen. Oft muss ein Mensch wenigstens den Anstoß geben, es liegt also eher ein Hybrid aus menschlicher und maschineller Intelligenz vor. Wenn nicht nur der Anstoß von Menschen gegeben wird, sondern menschliche Intelligenz immer wieder das Steuer an sich reißt, wird auch von AAI gesprochen – Artificial Artificial Intelligence. Also eine vorgetäuschte Künstliche Intelligenz, hinter der eigentlich ein Mensch steckt.
Das bekannteste Beispiel ist Amazon’s Crowdsourcing-Plattform „Mechanical Turk“, die vor allem von Software-Unternehmen und Online-Händler genutzt wird. Der ungewöhnliche Name stammt von der angeblich automatischen Schach-Maschine aus dem Jahr 1770, die in Wahrheit von einem professionellen Schachspieler darunter gesteuert wurde. Bei „Mechanical Turk“ kann sich praktisch jeder als „Turk“ anmelden und sogenannte „Human Intelligence Tasks“ (HITs) übernehmen. Das sind die Aufgaben, die ein Unternehmen ausschreibt, weil die eigene KI sie nicht zuverlässig ausführen kann: Bilder kategorisieren, Rechnungen abtippen, Fotos von Straßenschildern auf Google-Street-View transkribieren bis hin zum Scannen von moralisch fragwürdigen Inhalten. So landeten die Rechnungen, die das Startup Expensify angeblich durch seine Computer-Algorithmen digitalisieren konnte, auf dem Schreibtisch von Kleistarbeitern. Die große Kritik an der Plattform „Mechanical Turk“ bezieht sich vor allem an der unterirdischen Bezahlung für die einzelnen erledigten HITs, die zum Teil in Ländern wie Pakistan und Bangladesh landen.
Nicht nur Amazon nutzt die Idee hinter AAI. Als Facebook den textbasierten KI-Assistenten „M“ für seine Messenger-App veröffentlichte und einem kleinen Nutzer-Kreis in San Francisco zugänglich machte, hat das Unternehmen wohl auf eine Mischung aus menschlicher und künstlicher Intelligenz gesetzt. Denn wenn der Chatbot nicht auf die Frage des Nutzers antworten konnte, saßen da noch ein „paar dutzend Mitarbeiter“, die übernehmen konnten. „M“ wurde Anfang 2018 wieder abgeschaltet.