Kreativität
KI kann Kunst. Aber kann ein Computersystem Kreativität? Und: Was ist überhaupt kreative Intelligenz?
Heutige KIs und Deep-Learning-Systeme bringen bereits neue Musikstücke und Bilder aus der Analyse existierenden Materials hervor. Eine KI schafft beispielsweise ein Gemälde in einem bestimmten Stil wie dem Impressionismus, indem sie viele Bilder in diesem Stil analysiert. Danach überträgt die KI ihr gesammeltes Wissen in Zahlenreihen, identifiziert statistische Zusammenhänge darin und erschafft ein neues Werk mit ähnlichen Zahlen, Mustern und Verteilungen. Doch ist das kreativ? Nein, sagt Prof. Dr. Paul Lukowicz vom Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, die KI erschaffe damit „nur eine Neukomposition von Bestehendem“. Sie imitiert auf diese Weise auch Prosa, DJ Sets und sogar Filmvorspänne – ein Beispiel für letzteres ist der Trailer des Horrorfilms „Morgan“ von 20th Century Fox.
Klar, auch menschliche Künstler orientieren sich an Vorgängerinnen und Vorgängern, lassen sich von Stilen und Mustern inspirieren, um eigenen Werke zu schaffen. Doch eine Zutat fügen Menschen ihren Werken im Entstehungsprozess bei, die sich auf eine KI heute noch nicht durch Daten, Sensoren und andere Informationsquellen übertragen lässt: Schmerz, Liebe, Trauer, Hoffnung, Glaube. Gefühle. Computer haben kein Herz. Es sind die sozialen Umstände, in denen der Künstler oder die Künstlerin lebt, Empfindungen gegenüber anderen Menschen, Lebenserfahrung und ganz subjektive Wahrnehmungen, die ein Kunstwerk von einem maschinellen Erzeugnis in unserem heutigen Verständnis häufig unterscheiden. Die unterbewusste Ebene und die Reflexion des Zeitgeistes kommen in Kunstwerken zum Ausdruck und gehört somit zum kreativen Prozess. Außerdem können KI Systeme nichts mit dem entstandenen Werk antizipieren.
Eine KI kann also eine Routinetätigkeit ersetzen. Das Input und die künstlerische Idee kommen von Menschen, ein Programmierer, Designer, Ingenieur. Um das menschliche Verständnis von Kreativität herauszuarbeiten, arbeiten Informatiker des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz mit Kulturschaffenden der Universität der Künste in Berlin zusammen.
Das Interessante: Sollen Menschen eine Unterscheidung treffen zwischen einem maschinell erzeugten Werk und einem menschlichen, fällt das vielen schwer. Beim sogenannten „Creative Turing Test“ sollten im Sommer 2017 am Dartmouth College in den USA 60 Experten aus Technik, Kunst und Wissenschaft zwischen menschlich geschaffener Kunst und computergemachter unterscheiden – was diesen in einigen Fällen misslang.
Rebecca Fiebrink über KI-Kunst:
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