Die neuen Technologien in Afrika können allen Menschen helfen. Digitalisierung wirkt inklusiv – es besteht also zumindest die Möglichkeit, dass jeder auf dem Weg zu mehr Wohlstand mitgenommen wird. Besser zu verstehen ist das anhand von ein paar Beispielen.
Wer gewinnt?
Die Digitalisierung schafft Chancen
Los gehts: Ein Landwirt, der sich bislang auf sein Gefühl verlassen hat, wann der richtige Zeitpunkt für die Ernte gekommen ist und sich beim Anbau auf das Wissen verlässt, das er im Laufe seiner Tätigkeit aus Erfahrung gesammelt hat, kann mit einem Handy und SMS-Diensten wesentlich höhere Erträge ernten. Ein Wetterservice warnt etwa vor Unwettern oder schlägt den perfekten Erntezeitpunkt vor und präzise Anleitungen vermitteln Wissen für den besseren Anbau von Feldfrüchten per SMS. So steigen Ertrag und Qualität der Ernte. Durch die Abfrage des Bedarfs nach seinen Produkten und den gültigen Preisen bei Großhändlern, macht er sich von kleinen Zwischenhändlern unabhängig – er bekommt mehr Geld von genau der Stelle, wo seine Ernte gefragt ist. Letztlich führt das auch zu einer besseren Verteilung der Landwirtschaftserzeugnisse, da niemand mehr „auf Verdacht“ Produkte einkauft sondern ganz transparent ist, wie viel wovon tatsächlich abgenommen wird.
Oder: Der Weg zu einem Arzt oder einer Krankenstation ist für die ländliche Bevölkerung in Afrika weit und beschwerlich. Um trotzdem Zugang zu medizinischer Behandlung und Betreuung zu erhalten, setzen Afrikaner SMS- und Internetservices ein. So gibt es etwa in Ghana die Möglichkeit einen Arzt per SMS zu erreichen, der anhand beschriebener Symptome eine Ferndiagnose erstellt und Handlungsanweisungen gibt. Ähnlich sind auch Angebote zu Medikamenten – medizinisch geschultes Personal gibt per SMS die korrekten Informationen zu Art und Dosierung von Medikamenten. Bisher sind falsche Medikation und falsche Dosierungen leider ein verbreitetes Problem und führen zu Krankheiten und Tod.
Oder: Nach wie vor ist die Stromversorgung ein drängendes Problem. Es gibt beispielsweise Fahrradkuriere, die Handys in Dörfern einsammeln, damit in den nächsten Ort mit einem Stromgenerator radeln, die Telefone aufladen und für diesen Dienst Geld verlangen. Die Digitalisierung führt dazu, dass die Menschen in den Dörfern von anderen Möglichkeiten, wie etwa Solaranlagen mit Batterien, erfahren. Finanziert werden solche Solar-Systeme dann durch alternative Finanzierungsmöglichkeiten, etwa Mikrokredite per SMS. Durch die Solaranlagen können sich die Menschen neue Einkommensmöglichkeiten, wie etwa einen Friseurladen, Ladestationen für Handys oder kleine Gastronomiebetriebe mit Fernsehern schaffen. Eine einfach Glühbirne bringt Licht in die Häuser der Menschen und Kinder erledigen ihre Hausaufgaben nun auch noch nach Sonnenuntergang.
Die Beispiele zeigen, dass gerade in armen, von Städten weit entfernte und wenig entwickelten Gegenden die Vorteile durch die Digitalisierung schon große Sprünge für die Menschen bedeuten. Doch auch in den urbanen Zentren ergeben sich neue Geschäftsfelder – ganz ähnlich wie in den Innovationszentren in Europa, Amerika oder Asien. Dabei geht es gar nicht nur um Effizienzsteigerung, sondern um ganz neue Möglichkeiten. Ein Beispiel ist das Start-up von Lotte und Obinna, das auch in dieser Kontext-Edition vorgestellt wird. Durch ihre Ausbildung von Menschen zu Programmierern und die Vermittlung von Auftragen eröffnen sie einen ganz neuen Weg – so können Programmierer aus Lagos plötzlich Code für Kunden aus der ganzen Welt schreiben.
Internet ist in allen Städten Afrikas ein fester Bestandteil des Alltags. Es ist zwar teurer und langsamer als in Deutschland, aber es funktioniert. Da auch in Afrika immer mehr Menschen in die Städte ziehen können digitale Lösungen die mit der Urbanisierung einhergehenden Probleme zumindest abmildern. Die Verteilung von Ressourcen wird effizienter, Bildung ist per Smartphone möglich und der Kontakt zu Familie und Freunden, die nicht in den Städten leben, klappt über große Entfernungen.
Eine weitere Erfolgsgeschichte: Das mobile Zahlungssystem mPesa aus Kenia war das erste System weltweit, das in größerem Maßstab Zahlungsvorgänge über Mobiltelefone ermöglicht hat. Aus diesem System haben sich zahlreiche weitere Möglichkeiten entwickelt – etwa Kleinstkredite oder auch das bargeldlose Reisen ohne Angst vor Überfällen. Inzwischen kann selbst an Marktständen mit mPeas eingekauft werden. Mit Hilfe des mPesa Systems, das zahlreiche Nachahmer gefunden hat, konnten zahlreiche Kenianer ihr erstes Bankkonto eröffnen und damit nach und nach zu einem gewissen finanziellen Polster gelangen. Und mPesa ist heute weltweit erfolgreich – eine gute Idee hat es mittels der Digitalisierung geschafft, das Leben der Kenianer an einem Punkt, dem Zahlungsverkehr, wesentlich zu vereinfachen.