{'de': 'Wirtschaftsflucht'}
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier betonte erst vor Kurzem in einem Interview den Unterschied zwischen Migranten, die vor Kriegen oder politischer Verfolgung fliehen, und sogenannten „Wirtschaftsflüchtlingen“: „Die Suche nach einem wirtschaftlich besseren Leben, die individuell immer berechtigt sein kann, begründet aber nicht das Recht auf Aufnahme in Deutschland", sagte er. Doch wer sind diese „Wirtschaftsflüchtlinge“, aus welchen Gebieten kommen sie und dürfen sie in Deutschland bleiben?
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\nWirtschaftsflüchtling ist ein Begriff, der negativ konnotiert ist. Oft wird er von Zuwanderungsgegnern verwendet, um alle Migranten zu bezeichnen, die aus angeblich rein ökonomischen Motiven auswandern und damit das Asyl missbrauchen. Außerdem glauben die Gegner, dass die meisten Migranten nur wegen der finanziellen Unterstützung der Aufnahmeländer kommen und nicht aus Gründen politischer Verfolgung oder Gewalt. Laut den beiden Sprachwissenschaftlern Georg Stötzel und Martin Wengeler ist der Begriff Wirtschaftsflüchtling eines der wichtigsten sprachlichen Mittel, um „Flüchtlingen die Notwendigkeit zur Flucht abzusprechen und ihnen einen Missbrauch des Asylrechts vorzuwerfen“.
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\nPolitisch Verfolgte genießen in Deutschland Asylrecht, wohingegen Migranten, die aus anderen Gründen – wie Armut oder wirtschaftlichem Notstand - \xa0nach Deutschland kommen, nicht durch ein garantiertes Menschenrecht im Grundgesetz geschützt sind. Wirtschaftsflüchtlinge sind nicht als Flüchtlinge im Sinne der Genfer Flüchtlingskonvention anerkannt.
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\nEine Gruppe, die im Kontext der Armut- oder Wirtschaftsmigration häufig genannt wird, sind Migranten aus den Balkanstaaten. Anders als in Syrien herrscht dort kein Krieg. Deswegen werden Asylgesuche meistens abgelehnt: Bewerber aus Albanien, dem Kosovo, Serbien, Mazedonien, Bosnien-Herzegowina und Montenegro machten mit 14.529 Abschiebungen bis September 2016 fast drei Viertel aller Fälle aus. Zu beachten ist aber, dass viele Migranten aus dem Balkan Roma sind. Diese Gruppe leidet in ihren Herkunftsländern unter Diskriminierung. Das hat auch die EU-Kommission wiederholt festgestellt.
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\nDeswegen ist es wichtig, dass der Übergang zwischen Wirtschaftsmigration und Migration wegen Verfolgung oft fließend ist. So kann beispielsweise die Fluchtbewegung von Syrern in den vergangen Jahren als Kriegs-, Wirtschafts- sowie Klimaflucht gesehen werden: Über mehrere Jahre herrschte dort eine schlimme Dürre und der dortige Bürgerkrieg ist unter anderem ein Kampf um Wasser und Land.
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