Fluchtfinanzierung
Wer flüchtet, braucht dafür das nötige Kleingeld. Nach einer repräsentativen Umfrage von IAB, BAMF und SOEP können sich Geflüchtete für eine Summe ab 1.600 Euro nach Europa durchschlagen. Für die Kosten legen sie Ersparnisse auf den Tisch, verkaufen Vermögenswerte, leihen sich Geld von Freunden oder verdienen es sich mit Gelegenheitsjobs. Geflüchtete stammen großteils aus politisch instabilen Ländern mit einem relativ hohem Pro-Kopf-Einkommen. Letztplatzierte afrikanische Länder im Welthunger-Index wie Sambia, Tschad oder Äthiopien sind meist keine Herkunftsländer von Geflüchteten, die nach Europa gelangen. Dort fehlt den Menschen das Geld für die Schlepper. Wenn sie flüchten, dann in der Regel in andere afrikanische Nachbarländer. Hingegen kommen Geflüchtete in Italien beispielsweise aus Eritrea, Nigeria oder dem Sudan. „Es ist vor allem die untere Mittelschicht, die emigriert”, erklärt Dirk Messner, Direktor des Deutschen Instituts für Entwicklungspolitik (DIE) in der taz. Mit Blick auf Migranten aus dem Nahen Osten verfügen Syrer laut einer 2016 durchgeführten Umfrage des UNHCR in Griechenland mit 52 Prozent öfter über einen Abschluss einer Oberschule oder Hochschule als Afghanen mit 38 Prozent. Viele Menschen aus Syrien und Afghanistan haben vor ihrer Flucht im Dienstleistungssektor gearbeitet, im verarbeitenden Gewerbe, als Bauarbeiter oder als Bauern.
In Deutschland brauchte die größte Altersgruppe, die im Jahr 2017 in Deutschland einen Asylantrag stellte, dafür einen stellvertretenden Erwachsenen: Mit 23,2 Prozent waren es Kinder unter vier Jahren. Auch die zweitgrößte Gruppe (18,9 Prozent der Antragsteller) war relativ jung, nämlich zwischen 18 und 24 Jahre alt. Bei der Geschlechterverteilung überwiegen die Männer mit 60,5 Prozent.
Interview mit Yvonne Giesing:
Sind Programme zur Bekämpfung von Fluchtursachen in Afrika erfolgreich?
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